Der Abstieg vor dem Aufstieg

Wieso eigentlich dieses ganze Chaos im persönlichem Leben und auch kollektiv? Macht es tatsächlich Sinn, kann man überhaupt ernst genommen werden, wenn man in der momentanen weltpolitischen Situation von einem Aufstieg spricht? Wo genau ist die Veränderung der Menschheit zu lichteren, liebevolleren, einfühlsameren Wesen? Wo ist die Welt, in der sich der Mensch nicht mehr fürchten muss, vor dem materiellen Untergang? Diskriminierungen, Unterdrückung, Militäreinsatz und Folter sprechen eine andere Sprache. Das scheint doch alles sehr weit von einem friedlichen & harmonischen Miteinander entfernt zu sein. Und genau so ist es auch, es ist das krasse Gegenteil von dem, wonach sich so viele Menschen sehnen! So viele wünschen sich, morgens aus der Haustür zu gehen, auf freundliche Menschen zu stoßen, die uns begrüßen und wertschätzen. Viele wollen keine Nachrichten mehr von den ganzen schlimmen Dingen hören, von denen so eindringlich ständig und überall berichtet wird. (Oh, da ist gerade wieder jemand Amok gelaufen…ach Schatz, hast du an deine Brotdose gedacht?). Wir wünschen uns sehnlichst mehr Harmonie im Freundes- und Familienkreis, weniger Stress im Leben, mehr Mit- als dieses ständige Gegeneinander.

In vielen Bereichen befinden wir uns gerade in den Kellergewölben unserer Zivilisation. Weshalb begeben wir uns gerade allein und kollektiv in die Kellergewölbe unseres Seins? Weil dort über die Jahrtausende das ganze Gerümpel abgestellt worden ist. Es modert dort vor sich hin, es stink. Es leben dort Geister, die keiner mehr ruft, die aber, irgendwann mal in diesen Keller geschupst, wieder ans Licht wollen. Es fing damit an, dass ein Lichtstrahl in diesen Keller des individuellen Seins und der Menschheit insgesamt viel und nun ein Prozess losgetreten wurde. Wir sind mitten in dem Prozess, uns mit diesem zuvor mit sieben Schlössern versiegelten und mit Brettern extra vernageltem Keller zu widmen. Diese Schlösser sind sozusagen gesprengt und wer ein sauberes Haus haben will, seine Leichen im Keller entfernen möchte, begibt sich nun langsam aber sicher die Kellertreppen hinunter. Es bleibt nicht aus, dass uns der Gestank, die ganze Atmosphäre sehr stark anekeln und die Angst weiter in den Keller hinabzusteigen all gegenwertig ist. Doch der/die Mutige merkt schnell, dass das Aufräumen, Entrümpeln, erlösen von alten Geistern was sehr Befreiendes hat. Um diese modrige Masse greifen zu können, muss sie sich noch einmal zeigen. Alles Gerümpel, verfaulte Gegenstände müssen wir uns noch einmal anschauen, um sie dann endgültig dem Licht zu übergeben. Dort aufzuräumen benötigt sehr viel Kraft! So ist es nicht verwunderlich, dass viele Menschen sehr erschöpft sind, sich regelmäßig aus diesem Keller wieder heraus begeben, um erst einmal wieder aufzutanken. Da unten lauern auch Wesen, die so tun als ob sie unbezwingbar wären, viele unterschiedliche Gestalten annehmen können, diverse Sicherheitsvorkehrungen getroffen haben, um nicht entdeckt zu werden. Vielleicht dauert es etwas länger, sie aus dem Keller zu kriegen. Doch der Lichteinfall in diesen Keller lässt ihnen keine Chance. Früher oder später müssen sie weichen.

Wenn wir uns also in diesem Keller befinden und gerade in einer besonders ekeligen Ecke sauber machen, ist es wirklich sehr schwer zu erkennen, dass es insgesamt schon soviel passiert ist. Wir haben im Gegenteil das Gefühl, dass diese Reinigung eine unmöglich zu erledigende Aufgabe ist. Was vielleicht zunächst aussah wie ein kleiner Keller, scheint ein riesiges unübersichtliches unterirdisches Labyrinth zu sein.

Was hilft da, um den Glauben nicht zu verlieren, dass irgendwann mal alles wieder strahlt und glänzt und wir uns auch mit und in diesem Keller wieder zuhause fühlen können?

Der Glaube an sich selbst, Vertrauen in Gott, Zuversicht und Liebe für sich und alles was ist. Dann ist der Mensch wie eine kleine goldene und leuchtende Kugel: Er sitzt mitten in diesem Chaos, lässt sich von diesem jedoch nicht sonderlich beeindrucken. Gleichzeitig versprüht er ganz automatisch soviel Licht, dass alles Dunkle weichen muss.

So ist der Abstieg der sichere Weg zum Aufstieg.