Die große Angst, einen Fehler zu machen!

Von klein auf werden wir darauf getrimmt, bloß keine Fehler zu machen! Schauen wir uns zuerst einmal an, was Fehler überhaupt sind. Gibt es sie denn überhaupt?

Sogenannte Fehler können in unterschiedlichen Bereichen gemacht werden: Im geistigen Bereich (Denkfehler) oder im emotional / zwischenmenschlichen Bereich. Diese sogenannten Fehler können viele Ursachen haben: Unkonzentriertheit, Unwissenheit, mangelndes Einfühlungsvermögen oder sogar aus Berechnung heraus.

Wenn wir genauer hinschauen, werden Denkfehler in unserer heutigen Gesellschaft viel schneller und konsequenter geahndet als sogenannte Fehler im Verhalten.

Mit diesen Denkfehlern möchte ich mich jetzt genauer beschäftigen. Wenn ein Grundschulkind die Rechtschreibung nicht so schnell lernt wie ein anderes oder sich beim Dividieren verrechnet, wird dies mit einem meist rotem „f “ quittiert. Das Kind weiß nun, dass dies ein Fehler war und hat die Chance, dies besser zu machen, indem es sein kleines Köpfchen etwas mehr bemüht. Vielleicht hat dieses Kind sehr viel von dem gefordertem Potential und kommt mit verhältnismäßig wenig „f“ durch die Grundschulzeit. Der junge Mensch wird also früh darauf getrimmt, etwas als richtig oder falsch anzusehen, was eine Autoritätsperson ihn für richtig oder falsch erklärt.

Worauf ich hinaus möchte ist das Gefühl, das einem Kind mit auf dem Weg gegeben wird: Wenn du besonders viele von diesen grünen Haken bzw. „r“ hast, dann bist auch du richtig. Ansonsten musst du eben länger und mehr lernen als andere oder hast nicht so gute Chancen im späterem Leben. Das ist kein schönes Lebensgefühl!

Fehler im Denken sind auch spirituell von großer Bedeutung, denn wir haben uns aufgrund der großen Bedeutung und Wertigkeit von kognitiver Intelligenz viele merkwürdige Verhaltensweisen angewöhnt und auch Traumata eingefangen (nicht erst in diesem Leben!):

– kaum jemand mag zu seinem Denkfehler stehen, denn sie disqualifizieren den Menschen sofort als jemanden, der ja denn doch irgendwie „dumm“ ist.

– somit werden Fehler einfach vertuscht oder auch „schön geredet“, weil keiner zu dem Fehler stehen will.

– das alles hängt damit zusammen, dass wir es uns  kollektiv verboten haben, Fehler zu machen.

– einem Menschen, den man vielleicht nicht besonders achtet, versucht man möglichst Fehler zu unterstellen, um ihn zu diskreditieren.

– sensible/hochsensible Personen haben eine dermaßen große Angst, Fehler zu begehen, dass sie entweder gar keine Verantwortung mehr übernehmen wollen, da ja Fehler passieren können oder aus Angst, dass sie ja Fehler machen könnten, erst recht Fehler machen (Gesetz der Resonanz: Du ziehst an, wovor du Angst hast).

Was ist der Weg aus diesem Dilemma? Wir müssen uns dringend wieder locker machen. Die meisten Fehler passieren tatsächlich aus der Angst heraus, einen Fehler zu machen. Schlimmstenfalls blockiert der Mensch sogar so sehr, dass er ein Blackout, eine totale Denkblockade hat. Dies ist nichts anderes als die Verweigerung überhaupt noch zu denken. Angst kann in diesem Fall aus jedem Menschen eine Person machen, die als sehr begriffsstutzig erscheint.

Wir müssen uns dringend wieder von dem Gefühl trennen, fehlerhaft zu sein. Statt dessen ist es an der Zeit, den Menschen in seiner Individualität und seinen Fähigkeiten zu wertschätzen. Jeder Mensch lernt und versteht anders und schlussendlich kommt es vor allem darauf an, dass er entsprechend seiner Fähigkeiten an den richtigen Wirkungsort gelangt.

Dort wird er/sie keine folgenschweren Fehler begehen, da seine/ihre Begabungen im Einklang mit Herz und Verstand eingesetzt werden können und sich irgendwann fragen, was Fehler überhaupt sind!

Wenn wir lernen, unser Denken nicht sofort in richtig oder falsch zu kategorisieren, sondern es zunächst einmal annehmen so wie es ist und die Geduld und Vertrauen aufbringen,  es sich entwickeln zu lassen, haben wir eine sehr große Chance, Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl zurück zu erobern.